Digitale Zukunft – Weg ins Paradies oder in die Hölle?

Offenbar leben wir in einer Zeit grosser Umbrüche. Wohin führt die Reise? Was brauchen wir, um im Strukturwandel zu bestehen? Reichen Neugierde, Offenheit, Lernbereitschaft? Wir tun sicher gut daran, uns auf Veränderungen einzustellen und flexibel zu bleiben. Dabei helfen eine gute Portion Gelassenheit und Selbstkenntnis.

Unsere Vorfahren wie auch unsere Generation haben schon so manche Strukturwandel durchlebt, wirtschaftliche, kulturelle, politische. Entsprechend hat sich die Gesellschaft immer wieder verändert – Gott sei Dank. Können Sie sich vorstellen, zu leben wie vor 100 oder 150 Jahren? Und noch wichtiger: wie wird es in 10, 20 oder 50 Jahren zu- und hergehen? Die Zukunftsforscher sind sich da nicht so einig. Für die einen droht die Hölle in Form von Massenarbeitslosigkeit, Totalüberwachung und konstanter Überforderung durch sich selbständig machende künstliche Intelligenz. Andere sehen das Paradies nahen und glauben, dass die meisten Menschen nur noch zum Zeitvertreib arbeiten werden. In einem sind sich die meisten Autoren einig: die Technologie an sich ist weder gut noch böse, sondern einfach das, was wir daraus machen.

Wer ist verantwortlich?

Dies gilt im Grossen wie im Kleinen: es liegt in der Verantwortung der Techgiganten, Innovatoren und des Staates, dass neuen Technologien zu Gunsten der Menschheit genutzt und nicht gegen sie verwendet werden. Und es liegt an jedem einzelnen von uns, neue Technologien verantwortungsvoll zu verwenden. Das gilt auch im Zusammenhang mit dem beruflichen Fortkommen in Zeiten des Umbruchs. Gerade bei sich abzeichnenden schnellen Veränderungen tun wir gut daran, diese mit Neugierde zu beobachten und für uns die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wann wird es wichtig, eine berufliche Veränderung anzustreben, weil der Arbeitsplatz an Attraktivität verliert oder gefährdet ist, weil Algorithmen meine Arbeit übernehmen? Oder wo eröffnen sich neue Chancen, die ich packen will? Berufliche Entscheidungen wollen gut durchdacht und geplant sein. Allerdings sind auch die Arbeitgeber in der Pflicht, ihre Mitarbeitenden auf einen technologischen Wandel im Unternehmen vorzubereiten und sie bei dessen Bewältigung zu unterstützen, sei es, dass sie die nötigen Weiterbildungen ermöglichen oder Unterstützung bieten für eine berufliche Standortbestimmung. Vor allem im Zuge von Stellenabbau ist dies besonders wichtig. Die Geschichte zeigt, dass jeder Strukturwandel Sieger und Verlierer hervorbrachte. Je besser die Gesellschaft auf einen Strukturwandel vorbereitet war, umso kleiner war das Feld der Verlierer – und umgekehrt.

Gelassenheit, Neugierde und Flexibilität

Jeder und jede ist also aufgefordert, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen, sie auch kritisch zu hinterfragen. Was machen mein Smartphone und andere smarte Geräte, ohne dass ich es weiss? Wer hat Zugriff auf welche Daten und welche Daten gebe ich preis? Mit welchen Konsequenzen? Zusehends werden Wissen rund um Datenschutz, Technologie und Gerätekenntnisse zu einer Schlüsselqualifikation, so wie es heute etwa Office-Kenntnisse sind. Was braucht es also, um für einen rasanten technologischen Wandel gewappnet zu sein? Und die sich daraus ergebenden Chancen nutzen zu können? Sicher Lernbereitschaft und bewusste Auseinandersetzung mit der alltäglichen Nutzung des Internets und hochentwickelter Gadgets. Und Gelassenheit im Wissen, dass dies einer von vielen Strukturwandeln ist, die wir schon erlebt haben. Und dass weitere folgen werden. Zudem – und das ist vielleicht das Wichtigste – dürfte Flexibilität gefordert sein. Wie ist die zu erreichen? Wer sich immer wieder die Frage stellt, welche Möglichkeiten es auch noch geben könnte, welche Interessen und Stärken vorhanden sind und neugierig bleibt, ist schon einmal auf einem guten Weg. Im Zentrum stehen also das Wissen um die eigenen Ressourcen und Potenziale und neugieriges Beobachten.

Vermutlich wird die Arbeitswelt der Zukunft irgendwo zwischen Paradies und Hölle liegen und Möglichkeiten bieten, die wir heute noch gar nicht kennen.

Verwendete Literatur

Technology vs. Humanity
Unsere Zukunft zwischen Mensch und Maschine
Gerd Leonhard
Vahlen 2017

Die Wirtschaftswelt der Zukunft
Wie Fortschritt unser komplettes Leben umkrempeln wird
Alec Ross
Plassen, 2018

Das Digital
Markt, Wertschöpfung und Gerechtigkeit im Datenkapitalismus
Viktor Mayer-Schönberger / Thomas Ramge
Econ, 2017

Homo Deus
Eine Geschichte von Morgen
Yuval Noah Hariri
C.H. Beck, 2017

Superintelligenz
Szenarien einer kommenden Revolution
Nick Bostrom
Suhrkamp, 2014

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