Diffuse Unzufriedenheit: Raus aus der Tretmühle!

In der beruflichen Tretmühle können alle einmal landen: was einmal interessant war, ist jetzt grauer Alltag. Und Veränderungen zeichnen sich nicht ab. Wie neuere Forschungen zeigen, trifft es über 50-Jährige in besonderem Mass, betroffen sind aber alle Altersgruppen. Wie kommt man da wieder heraus? Ein Punkt scheint dabei besonders wichtig und bei näherer Betrachtung entlastend: Tretmühlen sind oft selbstgemacht.

Was ist eine Tretmühle überhaupt? Zuallererst ein subjektives Gefühl. Nur selten kommt jemand von aussen und sagt: «Du bist in der Tretmühle!». Der eine wähnt sich in einer beruflichen Sackgasse, während für andere der ehemals interessante Job zum grauen Alltag geraten ist – selbst in anspruchsvollsten Tätigkeiten und hohen Kaderpositionen. «War’s das nun?», ist eine typische Frage in dieser Situation. Die Entwicklung ist meist schleichend, diffus. Das macht die Sache nicht einfacher.

Oft schwierige, aber heilsame Erkenntnis

Wer sich selbst in der Tretmühle wiederfindet, sollte dieses Gefühl unbedingt ernst nehmen. Denn es kann ein erstes Anzeichen sein für eine ungesunde Entwicklung, welche ins berufliche Abseits beispielsweise in Form von Burn- oder Boreout führen kann – oder ist einfach Ausdruck von Unzufriedenheit, vielleicht sogar in einem goldenen Käfig. Wenn der Lohn zwar stimmt, aber der Arbeitsinhalt nicht mehr, kann diese Erkenntnis besonders schwierig sein und wird zunächst oft einmal ignoriert und verdrängt. Aber es ist heilsam, der inneren Stimme bewusst nachzugehen.

Heilsam ist die Erkenntnis der Tretmühle deshalb, weil es meist verschiedene Möglichkeiten gibt, sich von ihr zu befreien, ist sie mit ihren Ursachen erst einmal erkannt. Und je früher die Erkenntnis, umso grösser der Handlungsspielraum. Wer bereits seit längerer Zeit unter den Folgen leidet, wie beispielsweise Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit oder ständiger Müdigkeit – um nur einige zu nennen – wird mitunter einen schlechteren Zugang zu den gerade jetzt so wichtigen persönlichen Ressourcen finden. So sind Treffen mit Freunden oder sportliche Betätigung nur noch eine Anstrengung, braucht man doch seine Ruhe. Und mit der Partnerin oder dem Partner möchte man auch nicht dauernd die eigenen Probleme wälzen und beginnt sich in Schweigen zu hüllen oder reagiert gereizt auf das Thema. Der Handlungsspielraum wird als stark eingeengt wahrgenommen.

Was benannt ist, wird greifbar

Wie erwähnt, ist es wichtig, die Anzeichen ernst zu nehmen und diese zu reflektieren: was genau macht mich unzufrieden? Kenne ich das von früher? Wenn ja, was habe ich damals gemacht? Oder ist es das erste Mal, besonders in dieser Heftigkeit? Liegt die Ursache allein im beruflichen Umfeld, oder spielt das Private eine grosse Rolle? Was wäre anders, wäre dieses Tretmühlengefühl plötzlich nicht mehr da?

Das sind wichtige Fragen, und für jeden oder jede sind sie etwas anders zu stellen. Denn die Formen sind so verschieden wie die Menschen und ihr Umfeld. Eine genaue Analyse kann schon einmal viel Erleichterung schaffen. Das manchmal quälend Diffuse gewinnt an Form, denn was benannt ist, wird greifbarer. Und was greifbar wird, lässt sich konkreter angehen. Somit ist der erste Schritt: analysieren und die Sache beim Namen nennen. Oft ist es schon eine grosse Hilfe, sich in einem ruhigen Moment hinzusetzen und alles aufzuschreiben. Manchmal braucht es externe Begleitung, vielleicht auch nur punktuell. Und wie weiter, wenn da mehr Klarheit besteht? Dann kann ganz erstaunliches passieren. Dann nämlich finden sich Lösungen wie von selbst. Oder es bestehen Grundlagen für wichtige Entscheide, die vielleicht schon längst hätten gefällt werden müssen.

Tretmühlen können immer auftauchen. Sie wahrzunehmen ist wichtig, wie auch die dahinterliegenden Probleme anzugehen. Und betrachten wir Tretmühlen als das, was sie oft sind: Wegweiser.

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