"Nur noch Weg hier" - Flucht statt Entwicklung

Auf der Flucht – das ist allzu oft die stärkste Motivation, wenn es ums Bewerben auf eine neue Stelle geht. Nur noch weg hier, egal wohin. Doch das kann ins Auge gehen, denn wer sich auf eine neue Stelle bewirbt, macht auch einen Schritt in der beruflichen Laufbahn. Und der sollte gezielt, bewusst und geplant erfolgen. Denn wer das Nur-Weg-Von-Hier als Ziel hat, überlässt den ganzen Rest bald einmal dem Zufall.

Am Arbeitsplatz stimmts nicht mehr: mit dem Team läufts nicht mehr rund, die Arbeit hat sich verändert, eine Reorganisation jagt die nächste, gerade hat man sich den Namen des neuen Vorgesetzten merken können, schon folgt der nächste. Die Motivation ist im Keller. Jeden Tag meldet sich der „Job-Alarm“ von der Online-Stellenbörse. Und schon geht die dritte Bewerbung raus – nichts wie weg hier. Das ist nachvollziehbar, ja sogar richtig, Veränderung tut Not, besonders wenn die Gesundheit zu leiden beginnt und die Optionen am bisherigen Arbeitsplatz ausgeschöpft sind.

Flucht verhindert Entwicklung

Doch Veränderung will geplant sein. Wer nur weg will, weiss oft noch nicht, wohin. Das kann fatal sein, denn dieser Weg führt vielleicht vom Regen in die Traufe. Vielleicht folgt bald die grosse Ernüchterung: war die vorherige Stelle ziemlich schlecht, ist die neue geradezu unterirdisch. Was bloss ist da falsch gelaufen? Und wie soll das weitergehen? Wie macht sich das bloss im Lebenslauf, schon wieder ein Stellenwechsel? Da harre ich doch lieber aus…

Wer nur noch weg will, sollte sich also unbedingt darüber klar werden, wohin der nächste Schritt führen soll. Welches sind die favorisierten Arbeitgeber? Welche Unternehmen kenne ich bereits oder würde ich sehr gerne kennenlernen? Sie werden schnell eine Liste mit zehn, zwanzig oder sogar noch mehr Namen verfasst haben. Sortieren Sie sie nach den Favoriten und überlegen Sie sich, warum Sie genau dahin wollen. Und dann schreiben Sie die Bewerbung und schreiben Sie genau das.

Die „Flucht“ steht zwischen den Zeilen

Ohne diese Überlegungen werden Sie vermutlich ein Motivationsschreiben verfassen, aus welchem hervorgeht, dass Sie eine neue Herausforderung suchen und Sie werden noch Ihre Stärken aufführen. Aber kaum ein Wort zum möglichen neuen Wunsch-Arbeitgeber verlieren. Ihre Bewerbung landet mit einiger Wahrscheinlichkeit auf der B-Beige – oder es erfolgt direkt die Absage. Zwischen den Zeilen liest sich dann so manches – was nicht geschrieben steht. Das nicht Erwähnte erhält oft ein grosses Gewicht. Es ist also wichtig, dass aus der Flucht eine klare Bewegung hin zur gewünschten neuen Herausforderung wird.

Wer gestaltet, fühlt sich stärker

Sich zunächst über den Weg Gedanken zu machen kann sich noch aus anderen Gründen lohnen. Wer in einer schwierigen beruflichen Situation steckt und nur noch die Flucht als Lösung sieht, fühlt sich den Gegebenheiten oft ausgeliefert. Da kann schon der Gedanke daran, was man denn will und welche Möglichkeiten man nutzen möchte, motivierend wirken und Auftrieb verleihen. Sie nehmen so die Zügel wieder in Ihre Hände. Und wenn man beim Wunsch-Arbeitgeber im Bewerbungsprozess als motivierte Person auffällt, die weiss, was sie will, dann erhöht das die Chancen um einiges. Es ist also gut, wenn sich die Gedanken wandeln von „bloss weg hier“ zu „da will ich hin“. Die Bewerbung wird sich entsprechend verändern sowie das Vorstellungsgespräch - und Ihr Auftritt insgesamt. Auch am alten Ort.

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